Astrobilder aus der “Schönwetter-Katastrophe”

Weitfeldansicht des Sternbildes Orion. (Credits: astropage.eu)
Weitfeldansicht des Sternbildes Orion. (Credits: astropage.eu)

Unverhofft kommt oft, sagt man. So war es auch mit der Schönwetterperiode in der letzten Woche. Ich bezeichne solche Perioden augenzwinkernd gerne als “Schönwetter-Katastrophe” – katastrophal deswegen, weil man sich nicht so recht entscheiden kann, welches Objekt man mit welchem Equipment und welchen Einstellungen beobachten beziehungsweise fotografieren möchte. Hinzu kam die Tatsache, dass der Mond erst sehr spät (oder früh, je nach Sichtweise) aufging und er die Deepsky-Beobachtungen nicht störte, was er als (Fast-)Vollmond gerne tut.

Letztendlich konnte ich mich dann aber doch entscheiden, verschiedene Deepsky-Objekte anzuvisieren und abzulichten. Deepsky-Objekte sind definitionsgemäß alle Objekte jenseits unseres Sonnensystems, als beispielsweise Gasnebel, Galaxien oder Sternhaufen. Nachfolgend wird die Ausbeute mit einigen Informationen präsentiert. Ergänzend dazu gibt es Links zum verwendeten Equipment; dabei handelt es sich um Affiliate-Links von Partnerprogrammen, die bei einer Bestellung eine kleine Provision geben, ohne den Endpreis für den Kunden zu beeinflussen – der bleibt gleich. Diese Links sind mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet.

Equipment

Ein mögliches Setup für Deepsky-Fotografie; Details siehe Text. (Credits: astropage.eu)
Ein mögliches Setup für Deepsky-Fotografie; Details siehe Text. (Credits: astropage.eu)

Dies ist ein mögliches Setup, um Deepsky-Objekte aufzunehmen. Als Aufnahmeoptik dient ein Skywatcher Teleskop N 130/650 Explorer 130PDS OTA (*). Für Langzeitbelichtungen muss das Teleskop entsprechend nachgeführt werden, um die Erdrotation auszugleichen. Diese Aufgabe übernimmt eine parallaktische Montierung, in diesem Fall war das eine ältere NEQ6 von Skywatcher. Mittlerweile gibt es dafür einen Nachfolger, der über einige Verbesserungen gegenüber des Vorgängermodells verfügt, die Skywatcher Montierung EQ6-R Pro SynScan GoTo (*) oder hier auf Amazon (*).

Außerdem war ein Komakorrektor im Einsatz, der die bauartbedingten Verzerrungen des Newton-Teleskops an den Bildrändern ausgleicht und die Sterne runder macht, der Baader MPCC Mark III – Multi Purpose Newton Coma Correktor (*) oder hier bei Amazon (*).

Bei Langzeitbelichtungen empfiehlt sich außerdem das sogenannte Guiding. Dabei wird eine zweite Kamera an einem Leitrohr dazu verwendet, die Nachführgenauigkeit der Montierung deutlich zu verbessern, indem eine Guiding-Software die Position des angepeilten Leitsterns ständig analysiert und gegebenenfalls Korrekturbefehle an die Montierung sendet. Als Guiding-System für das oben genannte Setup eignet sich beispielsweise ein 9×50-Standardsucher und eine Planetenkamera wie die QHY Kamera 5L-IIc Color (*). Die Kamera kann außerdem für Mond-, Sonnen- und Planetenaufnahmen verwendet werden und liefert gute Ergebnisse.

Als Aufnahmekamera kann jede beliebige Kamera genommen werden, die sich per T2-Ring an die gängigen Amateurteleskope adaptieren lässt und in den Fokus kommt. Hier war es eine ältere Canon EOS 600d, allerdings in der astromodifizierten Variante, die empfindlicher für die Wellenlängen ist, welche von vielen Nebeln emittiert werden.

Orionnebel M42

Der Orionnebel M42. (Credits: astropage.eu)
Der Orionnebel M42. (Credits: astropage.eu)

Der Orionnebel, auch bekannt als Messier 42 oder kurz M42, ist ein klassisches Winterobjekt und eines der am häufigsten fotografierten Deepsky-Objekte, insbesondere bei Einsteigern. Der Orionnebel ist eine Sternentstehungsregion, in der aus riesigen Gaswolken zahlreiche neue Sterne gebildet werden. Sein Durchmesser beträgt etwa 24 Lichtjahre, was ihn bei einer Entfernung von rund 1.350 Lichtjahren am Himmel recht groß erscheinen lässt. Mit dem bloßen Auge ist er als nebliges Fleckchen ein Stück unterhalb der drei markanten Gürtelsterne des Orion zu sehen.

Mit einem Teleskop sind visuell mehr Details innerhalb des Nebels erkennbar, aber die prachtvollen Farben, die man auf Bildern sehen kann, entstehen tatsächlich durch Langzeitbelichtungen mit Kameras. Hier waren es 90 Aufnahmen mit jeweils 60 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 1600.

Leo Triplett

Das Leo Triplett. (Credit: astropage.eu)
Das Leo Triplett. (Credit: astropage.eu)

Das Leo Triplett ist ebenfalls ein beliebtes Zielobjekt für Einsteiger. Die kleine Gruppe besteht aus den Galaxien Messier 65 (M65) oben links, Messier 66 (M66) oben rechts und der Spiralgalaxie NGC 3628 unten. Die Gruppe ist etwa 34 Millionen Lichtjahre entfernt und kann bereits mit kleineren Amateurteleskopen als neblige Fleckchen beobachtet werden. Das Bild basiert auf 49 Aufnahmen mit jeweils 180 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 1600.

Plejaden M45

Die Plejaden M45. (Credit: astropage.eu)
Die Plejaden M45. (Credit: astropage.eu)

Die Plejaden sind ein offener Sternhaufen im Sternbild Taurus (Stier). Der Sternhaufen ist mit dem bloßen Auge sichtbar, wobei man durch indirektes Sehen etwas mehr erkennt. Charakteristisch sind die Reflexionsnebel nahe der sieben hellen Sterne. Auf diesem Bild, zusammengerechnet aus 21 Aufnahmen mit jeweils 240 Sekunden bei ISO 1600, sind sie schon ansatzweise zu sehen.

M108 und M97

Die Galaxie M108 (unten) und der Eulennebel M97 (oben). (Credits: astropage.eu)
Die Galaxie M108 (unten) und der Eulennebel M97 (oben). (Credits: astropage.eu)

Der Eulennebel M97 ist ein planetarischer Nebel, stellt also das Endstadium im Leben eines sonnenähnlichen Sterns dar. Die äußeren Atmosphärenschichten werden nach und nach abgestoßen und durch die Strahlung des heißen Kerns zum Leuchten angeregt. Planetarische Nebel gibt es in vielerlei Formen und Farben.

M108 liegt am Himmel nur unweit des Eulennebels – sie passen zusammen auf den Kamerasensor. Allerdings gehört der Eulennebel mit einer Distanz von maximal 12.000 Lichtjahren noch zu unserer eigenen Milchstraßen-Galaxie, M108 dagegen ist 34 Millionen Lichtjahre entfernt. Das Bild wurde mit einer Canon EOS 760d gemacht, 46 Aufnahmen mit jeweils 180 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 1600. Auch hier kann man verschiedene Details an den Objekten erkennen.

Feuerrad-Galaxie M101

Die Feuerrad-Galaxie M101. (Credits: astropage.eu)
Die Feuerrad-Galaxie M101. (Credits: astropage.eu)

Messier 101, die Feuerrad-Galaxie oder auch Pinwheel-Galaxie, ist eine prachtvolle Spiralgalaxie und liegt rund 16 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt in Richtung des Sternbildes Ursa Major (Großer Bär). Aufgrund ihrer Größe und Nähe kann sie mit gewöhnlichen Teleskopen beobachtet werden, wobei sich bei entsprechend dunklem Himmel auch ihre Spiralstruktur zeigt. Selbige tritt auf langzeitbelichteten Bildern noch deutlicher hervor. Diesem Bild liegen 44 Aufnahmen mit jeweils 180 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 1600 zugrunde, was bereits einige markante Strukturen erkennen lässt, die auch eigene Bezeichnungen im New General Catalogue (NGC) haben.

Affenkopfnebel NGC 2174

Der Affenkopfnebel NGC 2174. (Credits: astropage.eu)
Der Affenkopfnebel NGC 2174. (Credits: astropage.eu)

Das Bild ist sozusagen eine Premiere – mein erster Versuch, dieses Objekt zu fotografieren. Und wie man sieht, trägt der Affenkopfnebel seinen Namen nicht umsonst. Astronomisch betrachtet ist es eine riesige Wasserstoffgaswolke, in der neue Sterne entstehen. Die Entfernung beträgt etwa 6.400 Lichtjahre, sein Durchmesser rund 75 Lichtjahre. Bei solchen Nebeln können astromodifizierte Kameras ihre Stärke ausspielen. 84 Aufnahmen mit jeweils 180 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 1600 wurden dafür zusammengerechnet oder “gestacked”.

Das “Stacking” bei Deepsky-Aufnahmen dient dazu, das sogenannte Signal-Rausch-Verhältnis zu verbessern, also das Verhältnis der tatsächlichen Nutzdaten zum technisch bedingten Sensorrauschen. Für den Zweck gibt es eine Vielzahl an kostenlosen und kostenpflichtigen Programmen, die aufgrund der zig verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten eine gewisse Einarbeitungszeit erfordern, etwa den Deep Sky Stacker oder Siril. Learning by doing.

Sonne mit Sonnenflecken

Sonnenflecken am 4. März 2022. (Credits: astropage.eu)
Sonnenflecken am 4. März 2022. (Credits: astropage.eu)
Sonnenflecken am 4. März 2022. (Credits: astropage.eu)
Sonnenflecken am 4. März 2022. (Credits: astropage.eu)

Der nächste Sonnenzyklus hat begonnen und unser Zentralgestirn wird langsam wieder aktiver. Das zeigt sich durch eine wachsende Anzahl an Sonnenflecken. Diese Gebiete sind kühler als ihre Umgebung und da die abgestrahlte Lichtmenge direkt von der Temperatur abhängt, wirken sie deutlich dunkler im Vergleich zur restlichen Sonnenoberfläche. In diesen Gebieten ist die Konvektion von solarer Materie aus dem Inneren der Sonne geringer, was zu komplexen Magnetfeldern führt. In der Folge kann es dort zu heftigen Sonneneruptionen kommen, die unter Umständen auch das Weltraumwetter in Erdnähe beeinflussen können. Im Extremfall können Sonneneruptionen Störungen der irdischen Kommunikations- und Stromnetze verursachen, aber sie haben auch ihre schönen Seiten: Polarlichter.

Die Sonnenbilder wurden mit einem anderen Teleskop gemacht. Das Skywatcher Maksutov Teleskop MC 90/1250 SkyMax OTA (*), hier bei Amazon (*), verfügt über eine hohe Brennweite von 1.250 Millimetern, was bei der Beobachtung von Sonnenflecken von Vorteil ist. Die oben erwähnte Planetenkamera nimmt Videos auf, die dann per Software analysiert werden. Auf diese Weise kann die Luftunruhe mehr oder weniger gut herausgemittelt werden, was zu einem schärferen Endergebnis führt, wie hier im Tutorial beschrieben wird. Das “Stacking” bei Mond-, Sonnen- oder Planetenbildern dient hauptsächlich dazu, die störenden Turbulenzen der Erdatmosphäre – das sogenannte Seeing – möglichst gut auszugleichen; es funktioniert also etwas anders als das “Deepsky-Stacking” und folglich gibt es auch für diese Art Stacking unterschiedliche Programme. Für die Tutorials nutze ich Autostakkert!3.

Einzelaufnahmen mit digitalen Spiegelreflexkameras sind natürlich auch möglich, aber man hat dann mehr mit der Luftunruhe zu kämpfen. Selbstverständlich muss man für Sonnenbeobachtungen entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen, da ansonsten die Gefahr der Erblindung besteht oder der Kamerasensor zerstört wird. Für visuelle und fotografische Zwecke kann man die Baader Sonnenfilterfolie ND 5.0 (*) nehmen, auf die gewünschte Größe zurechtschneiden und in einer stabilen Fassung befestigen. Der Sonnenfilter wird vorne auf das Teleskop oder Objektiv gesteckt und darf nicht verrutschen. Die Filter sind auch komplett mit Fassungen in verschiedenen Größen erhältlich, was sie allerdings erheblich teurer macht.

Orion Weitfeld mit Landschaft

Das Titelbild des Artikels (hier in Originalgröße) war ein schneller Schnappschuss zum Ende der (bisherigen) Schönwetterkatastrophe. Für Landschaftsbilder mit Sternenhimmel sind Weitwinkelobjektive wie das Walimex Pro 14mm f/2,8 (*) gut geeignet, weil sie einerseits lichtstark sind und andererseits einen großen Bereich des Himmels beziehungsweise der Landschaft erfassen. Ansonsten braucht man nur noch ein Stativ und einen Fernauslöser – und natürlich ein schönes Motiv und das passende Wetter. Letzteres war in den vergangenen Tagen durchaus gut und hat für die vorangegangenen Wochen voller Wolken, Regen und Nebel ein wenig entschädigt.

Die aktuelle Wettervorhersage sieht für die nächsten Tage auch ganz gut aus. Hoffen wir das Beste…

Clear Skies!

(THK)

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3 Kommentare

  1. Ja das glaube ich gerne, wünsche viel Freude beim Schauen und Lernen, bei diesem Thema ist das vermutlich obligatorisch, dennoch!

  2. Für solche Aufnahmen braucht es nicht nur ein entsprechendes Equipment sondern vor allem jede Menge Enthusiasmus! Mich begeistern solche Bilder immer wieder! Danke!

    • Danke sehr. Ja der Enthusiasmus ist vorhanden, schon seit vielen vielen Jahren. Und es wird nie langweilig, weil es immer wieder etwas Neues zu lernen gibt – eigentlich bei jeder Beobachtung, die man macht, sei es visuell oder fotografisch.

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