JWST fotografiert Herbig-Haro 46/47

Herbig-Haro 46/47, aufgenommen vom James Webb Space Telescope. (Credits: Image: NASA, ESA, CSA. Image Processing: Joseph DePasquale (STScI))
Herbig-Haro 46/47, aufgenommen vom James Webb Space Telescope. (Credits: Image: NASA, ESA, CSA. Image Processing: Joseph DePasquale (STScI))

Das James Webb Space Telescope (JWST) hochauflösende Infrarotaufnahmen der “Mätzchen” eines Paars aktiv entstehender, junger Sterne namens Herbig-Haro 46/47 eingefangen. Um sie zu finden, kann man auf dem Bild die hellen pinkfarbenen und roten Beugungsspikes zurückverfolgen, bis man zum Zentrum gelangt: Die Sterne befinden sich innerhalb des orangeweißen Flecks. Sie sind tief hinter einer Scheibe aus Gas- und Staubteilchen verborgen, die ihr Wachstum nähren, während sie weiterhin an Masse gewinnen. Die Scheibe selbst ist nicht sichtbar, aber ihr Schatten kann in den beiden dunklen konischen Regionen in der Umgebung der Zentralsterne beobachtet werden.

Die auffälligsten Details sind die beiden fächerförmigen Strukturen, die sich von den aktiv entstehenden Sternen ausbreiten, dargestellt in sattem Orange. Der Großteil dieser Materie wurde von jenen Sternen abgestoßen, als sie wiederholt Gas- und Staubpartikel anziehen und abstoßen, die sie im Laufe der Jahrtausende umgeben.

Wenn Materie von einem jüngeren Auswurf auf ältere Materie trifft, verändert sie die Gestalt dieser Fächer. Diese Aktivität ist wie ein großer Springbrunnen, der schnell an- und ausgeschaltet wird, allerdings per Zufall, was zu den wogenden Mustern darunter führt. Manche Jets stoßen mehr Materie ab und andere erreichen höhere Geschwindigkeiten. Warum? Es hängt wahrscheinlich damit zu sammen, wie viel Materie zu einem bestimmten Zeitpunkt auf den Stern fällt.

Die jüngeren Auswürfe des Sterns erscheinen in bläulichen Farbtönen. Sie verlaufen kurz unterhalb des roten horizontalen Beugungsspikes in der 2-Uhr-Position. Entlang der rechten Seite erzeugen diese Auswürfe deutliche Wellenmuster. Sie werden ab und zu unterbrochen und enden in einem bemerkenswert ungleichmäßigen violetten Kreis in der dichtesten orangefarbenen Region. Hellere blaue, gewellte Linien erscheinen ebenfalls auf der linken Seite nahe des Zentralsterns, aber werden manchmal von dem hellen roten Beugungsspike überdeckt.

All diese Jets sind entscheidend für die Sternentstehung selbst. Auswürfe regulieren, wie viel Masse die Sterne letztendlich ansammeln. Die Scheibe aus Gas und Staub ist klein – man kann sie sich wie ein eng geschnürtes Band um die Sterne vorstellen.

Die zweitauffälligste Struktur ist die brausende blaue Wolke. Dies ist ein Nebel aus dichtem Gas und Staub, der formal als Bok-Globule bezeichnet wird. Wenn ihn hauptsächlich in sichtbaren Wellenlängen betrachtet, erscheint sie fast vollständig schwarz – nur ein paar Hintergrundsterne sind erkennbar. Mit Webbs scharfem Infrarotblick können wir in und durch die Schichten dieser Wolke schauen und viel mehr von Herbig-Haro 46/47 in den Fokus rücken, und gleichzeitig zahlreiche Sterne und Galaxien weit dahinter erkennen. Die Ränder des Nebels erscheinen in einem sanften orangefarbenen Umriss, wie ein umgedrehtes “L” unten und rechts.

Dieser Nebel ist wichtig: Seine Präsenz beeinflusst die Formen dieser Jets, die von den Zentralsternen abgestoßen werden. Wenn die abgestoßene Materie auf der linken Seite auf den Nebel trifft, können die Jets stärker mit Molekülen innerhalb des Nebels interagieren und beides aufleuchten lassen.

Es gibt noch zwei andere Gebiete, die man betrachten kann, um die Asymmetrie der beiden Fächer zu vergleichen. Oben rechts ist ein fast pilzförmiger Auswurf zu sehen, der von dem größeren Fächer getrennt zu sein scheint. Nur wenige Filamente aus halbtransparenter Materie zeigen in Richtung dieses größeren Fächers. Fast durchsichtige, tentakelähnliche Filamente scheinen dahinter zu liegen, wie Flatterband in einem kosmischen Wind. Im Gegensatz dazu liegt unten links ein Bogen. Beide bestehen aus Materie, die möglicherweise von früheren Auswürfen fortkatapultiert wurde. Die Bögen scheinen in unterschiedliche Richtungen zu zeigen und könnten von verschiedenen Auswürfen stammen.

Obwohl es so aussieht, als hätte das Webb-Teleskop Herbig-Haro 46/47 direkt von der Seite aufgenommen, ist eine Seite näher zur Erde gerichtet. Entgegen dem ersten Eindruck ist es aber die kleinere rechte Seite. Obwohl die linke Seite größer und heller ist, zeigt sie von uns weg.

Im Laufe von Millionen Jahren werden sich die Sterne in Herbig-Haro 46/47 voll entwickelt haben und diese fantastischen Strukturen in der Region beseitigen, so dass die Doppelsterne vor einem mit Galaxien übersäten Hintergrund das Hauptmotiv darstellen.

Das Webb-Teleskop kann aus zwei Gründen einen solchen Detailgrad in Herbig-Haro 46/47 erreichen: Das Objekt liegt relativ nah an der Erde und das Bild besteht aus mehreren Einzelbelichtungen, die dessen Tiefe ergänzen. Herbig-Haro 46/47 ist nur etwa 1.470 Lichtjahre entfernt und liegt in Richtung des Sternbildes Vela (Segel des Schiffs).

Quelle

(THK)

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