Neue Erkenntnisse über das Neolithikum in Großbritannien

Windmill Hill, ein großes Unterbrochenes Erdwerk in Avebury (English Heritage)
Windmill Hill, ein großes Unterbrochenes Erdwerk in Avebury (English Heritage)

Eine neue Datierungsmethode hat das erste detaillierte Bild des Lebens im jungsteinzeitlichen Großbritannien vor über 5.000 Jahren gezeichnet.

Professor Alasdair Whittle und Dr. Frances Healy von der School of History, Archaeology and Religion, sowie Dr. Alex Bayliss von English Heritage kombinierten Radiokarbondatierung mit statistischen Analysen und anderen archäologischen Datierungsmethoden, um ein genaueres Bild der Ereignisse zu zeichnen, die während des Neolithikums (4000 – 2000 vor Christus) in Großbritannien stattfanden.

Die Forscher benutzten ihre Techniken, um Artefakte zu untersuchen, die in 40 „Unterbrochenen Erdwerken“ freigelegt wurden – das sind Ringe oder Bögen aus Gräben und Wällen, die bis zu 300 Meter groß sein können und zu den ersten in Großbritannien erbauten Monumenten gehören.

Vorher dachte man, dass Unterbrochene Erdwerke sich binnen fünf Jahrhunderten zwischen 3700 und 3000 vor Christus langsam über das Land ausbreiteten. Allerdings war das Forschungsteam in der Lage zu zeigen, dass sich diese Bauwerke tatsächlich in rund 75 Jahren verbreitet haben.

Die Studie enthüllte, dass das Neolithikum einen langsamen Start hatte, gefolgt von einem schnellen Wachtsum von Handel und Technologie. Landwirtschaftliche Techniken die 200 Jahre benötigten, um von Kent nach Gloucestershire zu gelangen, brauchten nur 50 Jahre von Cheltenham nach Aberdeen. Um 3700 – 3800 vor Christus hatten die frühen Briten Töpferkunst mit regionalen Dekorationsstilen entwickelt und großräume Handelsnetzwerke mit Steinäxten und bestimmten anderen Töpfereigegenständen etabliert. Gemeinschaftliche Gewalt war auch häufiger anzutreffen nachdem die Bauwerke erst einmal errichtet und verschiedene von ihnen von einer großen Anzahl Menschen angegriffen wurden.

„Bis jetzt hatten wir nur einen recht groben Eindruck von der Chronologie der Ereignisse während dieser ereignisreichen Periode in unserer Vergangenheit“, sagte Professor Alasdair Whittle. „Diese Studie fordert grundlegend die Auffassung heraus, dass in dieser Zeit nur wenig passiert ist.“

„Wir können das Neolithikum jetzt mit schnelleren Veränderungen, konstanten Wanderungen von Menschen und schnellerer Verbreitung von Ideen in Verbindung bringen. Mit genaueren Datierungen ist das Neolithikum nicht länger die verschlafene, schleierhafte Zeit, in der es normal war, alles über einen Kamm zu scheren.“

Dr. Alex Bayliss, ein Datierungsexperte von English Heritage ergänzte: „Durch die genauere Altersbestimmung dieser Bauwerke wissen wir jetzt, dass etwas vor ziemlich genau 5.700 Jahren passierte. Die Geschwindigkeit, mit der es stattfand hat unsere Sichtweise der Vorgeschichte völlig überholt.“

Die Forschungsarbeit begann im Jahr 2003 und wurde von English Heritage und dem Arts and Humanities Research Council finanziell unterstützt. Das Projekt und seine Ergebnisse werden in dem Buch Gathering Time: dating the early Neolithic enclosures of southern Britain and Ireland vorgestellt, welches Oxbow Books Ende Juni veröffentlichen wird.

Quelle: http://www.cardiff.ac.uk/news/articles/neolithic-britain-revealed-6857.html

(THK)

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