Astro-Bild der Woche: Das verschmelzende Galaxienpaar NGC 6090

NGC 6090, hier aufgenommen vom Weltraumteleskop Hubble. (NASA, ESA, the Hubble Heritage Team (STScI / AURA) - ESA / Hubble Collaboration, A. Evans (University of Virginia, Charlottesville / NRAO / Stony Brook University), and G. Ostlin (Stockholm University))
NGC 6090, hier aufgenommen vom Weltraumteleskop Hubble. (NASA, ESA, the Hubble Heritage Team (STScI / AURA) - ESA / Hubble Collaboration, A. Evans (University of Virginia, Charlottesville / NRAO / Stony Brook University), and G. Ostlin (Stockholm University))

Auf diesem Bild des von der NASA und ESA betriebenen Weltraumteleskops Hubble ist das interagierende Galaxienpaar NGC 6090 zu sehen. Die beiden Galaxien liegen ungefähr 400 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt in Richtung des Sternbildes Draco (Drache) am Himmel über der nördlichen Hemisphäre.

Die beiden Galaxien befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium ihres Kollisions- und Verschmelzungsprozesses, der noch viele Millionen Jahre andauern wird. Die gravitativen Wechselwirkungen zwischen den Galaxien haben auffällige Veränderungen ihres Aussehens zur Folge. Beispielsweise kann man zwei lange, geschwungene Gezeitenschweife erkennen, die sich weit in den intergalaktischen Weltraum erstrecken. Sie entstehen, wenn die wirkenden Gravitationskräfte so stark werden, dass zahlreiche Sterne sowie Gas und Staub mit hohen Geschwindigkeiten fortkatapultiert werden. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass einige Sterne auf diese Weise dem Gravitationsfeld der Galaxien entkommen können und fortan als kosmische Einzelgänger durch den Raum rasen.

Die Hubble-Aufnahme offenbart auch viele helle Knoten in den Regionen, wo sich die beiden Galaxien überlagern. Dabei handelt es sich um Sternentstehungsregionen, die ebenfalls durch die Interaktionen der Galaxien aktiv wurden. Bei derartigen Interaktionen kommt es zwar nur selten zu tatsächlichen Kollisionen zweier Sterne, aber sie erzeugen gewaltige Schockwellen, welche die beteiligten Galaxien durchlaufen. Die Schockwellen wiederum können lokale Gas- und Staubansammlungen destabilisieren und zum Kollabieren bringen, was nach einer Weile in der Geburt eines neuen Sterns resultiert. Solche Prozesse finden in großer Anzahl und gleichzeitig statt, wodurch das Leuchten der neu entstandenen Sterne von den empfindlichen Instrumenten Hubbles registriert werden kann.

Bei der Galaxie oben rechts ist eindeutig eine Spiralstruktur erkennbar, auch wenn sie durch den Kollisionsprozess bereits stark verzerrt ist. Die andere Galaxie links unten liegt von der Erde aus betrachtet in Kantenstellung, daher sind bei ihr keine Spiralarme zu sehen. Die Kerne der beiden Galaxien sind etwa 10.000 Lichtjahre voneinander entfernt, was in kosmischen Maßstäben nicht besonders viel ist. Zum Vergleich: Die Distanz zwischen unserem Sonnensystem und dem Zentrum unserer Milchstraßen-Galaxie beträgt etwa 26.000 Lichtjahre.

Solche galaktischen Verschmelzungen sehen nicht nur schön aus, sie verraten Astronomen auch wertvolle Informationen über die Entwicklung von Galaxien und noch größeren Strukturen, sogenannten Galaxienhaufen. Nahe Begegnungen, Kollisionen und Verschmelzungen von Galaxien sind in Galaxienhaufen nicht selten, und sie geben quasi die grobe Richtung vor, wie ein Galaxienhaufen in ferner Zukunft aussehen könnte. In ein paar Milliarden Jahren wird unserer Milchstraßen-Galaxie wahrscheinlich ein ähnliches Schicksal drohen. Die Andromeda-Galaxie (M31) bewegt sich unaufhaltsam auf unsere Heimatgalaxie zu und wird letztendlich mit ihr verschmelzen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA10392.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der Lambda-Centauri-Nebel
Bild 2: Der Supernova-Überrest IC 443
Bild 3: Der Reflexionsnebel IRAS 12116-6001

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*