Astro-Bild der Woche: Die Sternentstehungsregion SH 2-235 in Infrarot

SH 2-235 im Sternbild Auriga (Fuhrmann), aufgenommen vom Weltraumteleskop WISE. (NASA / JPL-Caltech / UCLA)
SH 2-235 im Sternbild Auriga (Fuhrmann), aufgenommen vom Weltraumteleskop WISE. (NASA / JPL-Caltech / UCLA)

Auf dem Astro-Bild der Woche ist die Sternentstehungsregion SH 2-235 zu sehen. Sie liegt ungefähr 5.800 Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Auriga (Fuhrmann). Wenn man sie in optischen Wellenlängen beobachtet, erscheint sie als ein vergleichsweise kleiner, bernsteinfarbener Nebel mit einer Ausdehnung, die etwa einem Zehntel der Vollmondgröße entspricht. In infraroten Wellenlängen zeigt sich jedoch, dass es sich um einen gewaltigen Sternentstehungskomplex handelt, der mehr als 100 Lichtjahre Durchmesser aufweist. Diese Aufnahme machte das Weltraumteleskop WISE (Wide-Field Infrared Survey Explorer) im Infrarotbereich. Die (scheinbare) Kantenlänge beträgt circa fünf Vollmonddurchmesser, 2,44 x 2,44 Grad.

SH 2-235 ist die Kurzform für Sharpless 2-235. Im Jahr 1959 veröffentlichte der Astronom Stewart Sharpless vom United States Naval Observatory einen umfangreichen Katalog, in dem zahlreiche HII-Regionen verzeichnet sind. HII-Regionen sind Wolken, die hauptsächlich aus ionisiertem, atomaren Wasserstoff bestehen und in ihrem Innern Sterne bilden. Viele Objekte in diesem Katalog sind auch unter anderen Namen bekannt – beispielsweise ist der berühmte Orionnebel nicht nur unter der Bezeichnung Messier 42 (M42) zu finden, sondern wurde auch als SH 2-281 katalogisiert. Die hier abgebildete Sternentstehungsregion S 2-235 hat jedoch keine andere Alternativbezeichnung.

Der Grund für das völlig unterschiedliche Aussehen im optischen und infraroten Bereich sind dichte Staubwolken. Die Emissionen in sichtbaren Wellenlängen werden durch den Staub erheblich abgeschwächt oder sogar vollständig blockiert. Infrarote Wellenlängen sind allerdings langwelliger und können auch relativ dichte Staubwolken durchdringen. Die charakteristische Wärmestrahlung verrät das Vorhandensein ausgedehnter Staubwolken, die sonst nahezu unsichtbar sind. Daher greifen Astronomen oft auf Beobachtungen im Infrarotbereich zurück, wenn sie Sternentstehungsregionen untersuchen. Den für das menschliche Auge unsichtbaren infraroten Wellenlängen müssen per Farbcodierung lediglich sichtbare Wellenlängen zugeordnet werden, hier dargestellt in blauen, grünen und roten Farbtönen.

Mit Hilfe des Weltraumteleskops Spitzer, das ebenfalls infrarote Wellenlängen registriert, konnten Astronomen 86 junge stellare Objekte in SH 2-235 identifizieren. Rechts unterhalb der Bildmitte ist ein Sternhaufen zu erkennen, in dem einige massereiche Sterne gebildet werden. Bei der Entstehung sehr massereicher Sterne gibt es noch einige offene Fragen, die man mit der Beobachtung solcher Regionen zu beantworten versucht. Dabei geht es zum Beispiel um die theoretische Massenobergrenze: Ab einer bestimmten Masse sollten die enorm starken Sternwinde eine weitere Massenzunahme eigentlich verhindern, aber es gibt Beobachtungsergebnisse, die mit der Theorie offenbar nicht in Einklang zu bringen sind.

Interessant ist auch das andere Ende im Leben dieser Sterne: ihr Tod als spektakuläre Supernova. Obwohl man im Grunde genommen weiß, was bei einer Supernova geschieht, herrscht hinsichtlich der Einzelheiten noch viel Klärungsbedarf. Einige Beobachtungen stimmen mit den aktuellen Modellen überein, andere hingegen nicht. Die Erforschung von Sternentstehungsregionen und der verschiedenen Entwicklungsstadien von Sternen ist daher unverzichtbar, um die Modelle und Theorien langsam aber sicher zu verbessern. Letztendlich werden sie dabei helfen, unseren eigenen Platz im Universum besser zu verstehen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA13995.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der Himmelsausschnitt um den Sternhaufen NGC 2259
Bild 2: Emissionsnebel im Sternbild Perseus
Bild 3: wird in der nächsten Woche zum Astrobild

(THK)

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