Sonnenflecken sind Regionen in der Photosphäre der Sonne, die dunkler als die Umgebung erscheinen, weil sie normalerweise 1.000-2.000 Grad Celsius kühler sind. Diese Flecken sind temporäre Phänomene, die durch magnetische Aktivität infolge der Rotation der Sonne und der komplexen Zirkulation heißer Gase unter ihrer Oberfläche entstehen. Sie werden von Sonneneruptionen, koronalen Massenauswürfen und anderen energiereichen Phänomenen begleitet.
Andere Sterne besitzen ähnliche Regionen, die als Sternflecken bezeichnet werden, und es gab einige Vermutungen, dass die Sonne vergleichsweise ruhig ist. Sternflecken sind interessant für Astronomen, die sich mit Sternen beschäftigen, weil sie durch die Rotation und Zirkulation der Sterne beeinflusst werden – Eigenschaften, die sonst schwer abzuleiten sind. Obwohl die Sternflecken zu klein sind, um von aktuellen Teleskopen direkt abgebildet werden zu können, können sie durch Veränderungen des Sternlichts untersucht werden.
Die Astronomin Raphaelle Haywood vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) und zwei Kollegen haben Archivdaten des Kepler-Weltraumteleskops analysiert, um einige der allgemeinen Eigenschaften von Sternflecken aufzudecken. Keplers Hauptziel war der Nachweis von Exoplaneten anhand periodischer Veränderungen des Sternlichts, während Exoplaneten vor ihren Zentralsternen vorbeiziehen (Transit genannt). Aber das Weltraumteleskop beobachtete auch viele andere temporäre Phänomene, darunter Sternflecken. Aus einem Datensatz mit mehr als 34.000 Hauptreihensternen wählten die Astronomen 2.244 Exemplare mit Rotationsperioden zwischen 9,5 und 20,5 Tagen.
Sie waren in der Lage, das beobachtete Verhalten der Sonnenflecken basierend auf ihrer Beständigkeit in drei Kategorien einzuordnen und drei wichtige Schlussfolgerungen zu ziehen. Die erste Schlussfolgerung besagt, dass unsere Sonne nicht ungewöhnlich ruhig ist. Laut der zweiten Schlussfolgerung existieren größere Sternflecken für eine längere Zeitspanne. Die dritte Schlussfolgerung besagt, dass die Sternflecken auf kühleren Sternen langsamer verschwinden. Diese Ergebnisse stimmen mit aktuellen Sternfleckenmodellen überein, aber diese Arbeit repräsentiert die erste umfassende Untersuchung des Phänomens.
Abhandlung: „A Kepler Study of Starspot Lifetimes with Respect to Light-Curve Amplitude and Spectral Type“ von Helen A. C. Giles, Andrew Collier Cameron and Raphaelle D. Haywood, MNRAS 472, 1618, 2017.
Anm. d. Red.: Die Sonnenflecken kann man mit entsprechendem Equipment auch selbst beobachten, wenn welche vorhanden sind. Man benötigt lediglich ein kleines Teleskop und – zwingend erforderlich – einen speziellen Sonnenfilter, der fest vor der Optik angebracht wird. Die Beobachtung ohne diese Schutzmaßnahmen kann bleibende Schäden hinterlassen und zur sofortigen Erblindung führen. Aber wenn man diese Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigt, lassen sich faszinierende Beobachtungen auf der Sonne machen.
(THK)
Antworten