Geradschnabelkrähen lieben “Fast Food”

Eine Geradschnabelkrähe verwendet einen hakenförmigen Zweig, um an Beute zu gelangen. (Credits: James St Clair)
Eine Geradschnabelkrähe verwendet einen hakenförmigen Zweig, um an Beute zu gelangen. (Credits: James St Clair)

Biologen der University of St Andrews und der University of Edinburgh haben entdeckt, warum manche Krähen ausgeklügelte Werkzeuge aus verästelten Zweigen “anfertigen”.

Die neue Studie, veröffentlicht am 22. Januar 2018 im Journal Nature Ecology & Evolution, ergründet, warum Krähen den [vermeintlich] umständlicheren Weg gehen, anstatt einfache, unmodifizierte Stöckchen für das Herausziehen von Beute zu verwenden: Es erlaubt ihnen, mehrere Male schneller an verborgene Beute zu kommen als mit normalen Werkzeugen ohne Haken.

Geradschnabelkrähen (Corvus moneduloides) sind berühmt für ihren Gebrauch von Werkzeugen, um Larven und andere kleine Beute aus schwer zugänglichen Orten herauszubekommen. Obwohl Krähen imstande sind, Nahrung mit geraden Zweigen herauszuziehen, fertigen sie in manchen Gebieten aktiv haken- oder bogenförmige Werkzeuge an, bevor sie auf die Jagd gehen.

“Es ist eine mühsame Abfolge von Verhaltensweisen”, erklärte der Hauptautor Dr. James St Clair von der School of Biology an der University of St Andrews. “Krähen suchen besondere Pflanzenarten, sammeln einen verästelten Zweig, und dann schaben, knabbern und schälen sie ihn – behutsam unter ihren Füßen haltend – an seiner Spitze, bis selbige einen kleinen Haken aufweist.”

Biologen haben lange vermutet, dass es für Krähen einen Vorteil hat, wenn sie hakenförmige Werkzeuge herstellen, aber sie wussten nicht, wie viel besser diese Werkzeuge sind. Das schottische Team führte Experimente durch, um aufzuzeichnen, wie lange wild gefangene Krähen brauchen, um Nahrung aus einer Reihe lebensnaher Situationen zu holen – entweder mit hakenförmigen Werkzeugen oder mit geraden.

Abhängig von der Aufgabe stellten sie fest, dass hakenförmige Werkzeuge zwischen zwei und zehnmal effizienter waren als Werkzeuge ohne Haken. “Das ist ein gewaltiger Unterschied”, sagte der Projektleiter Professor Christian Rutz von der University of St Andrews. “Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass sogar relativ kleine Änderungen des Werkzeugdesigns die Leistungsfähigkeit bei der Nahrungsbeschaffung deutlich erhöhen können.”

Diese neuen Ergebnisse helfen zu erklären, warum Geradschnabelkrähen solch bemerkenswerte Fähigkeiten zur Werkzeugherstellung entwickelt haben. “In der Natur bedeutet eine schnelle Nahrungsbeschaffung, dass Vögel mehr Zeit und Energie für die Vermehrung und den Schutz vor Räubern haben. Es ist wirklich aufregend, dass wir den Nutzen dieser raffinierten Werkzeuge von Krähen messen konnten”, ergänzte der Co-Autor Professor Nick Colegrave von der School of Biological Sciences an der University of Edinburgh.

Forscher wissen immer noch nicht, wie die Krähen das “Know-How” bekommen, um Werkzeuge herzustellen. Möglicherweise erlangen sie die Fähigkeit von ihren Eltern oder lernen durch die Beobachtung erfahrener Vögel. Weil die Nutzer von hakenförmigen Werkzeugen länger leben und mehr Nachkommen haben werden, nimmt man aber an, dass sich diese Fähigkeit so oder so weiterverbreiten wird.

“Wir haben alle gehört, dass der frühe Vogel den Wurm fängt. Im Fall der Geradschnabelkrähe ist es der Macher der hakenförmigen Werkzeuge, der den Wurm fängt – zumindest bekommt er viel mehr Würmer als seine weniger geschickten Nachbarn”, bemerkte Professor Rutz ironisch.

Abhandlung: “Hook innovation boosts foraging efficiency in tool-using crows” von James St Clair et al., Nature Ecology & Evolution

Quelle

(THK)

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