Mehr als die Hälfte der Flüsse auf der Erde friert jedes Jahr zu. Diese zugefrorenen Flüsse unterstützen wichtige Transportwege für Siedlungen und Industrien in den hohen Breiten. Die Eisbedeckung reguliert zudem die Menge der aus den Flüssen in die Erdatmosphäre freigesetzten Treibhausgase.
Eine neue Studie von Wissenschaftlern des Chapel Hill Department of Geological Sciences an der University of North Carolina ergab, dass sich die jährliche Flusseisbedeckung für jedes Grad Celsius Temperaturanstieg um etwa sechs Tage verringern wird. Dieser Rückgang wird ökonomische Folgen und Auswirkungen auf die Umwelt haben. Die Studie mit dem Titel „The past and future of gobal river ice“ wurde am 1. Januar 2020 im Journal Nature veröffentlicht. Sie ist die erste Studie, die die Zukunft des Flusseises im globalen Maßstab betrachtet.
„Wir nutzten mehr als 400.000 Satellitenbilder, die im Zeitraum von 34 Jahren aufgenommen wurden, um zu messen, welche Flüsse auf der Welt saisonal bedingt zufrieren – das sind etwa 56 Prozent aller großen Flüsse“, sagte Xiao Yang, ein Postdoktorand an der University of North Carolina und Hauptautor der Studie. „Wir registrierten einen umfassenden Rückgang bei der monatlichen Flusseisbedeckung. Und der vorhergesagte Trend des zukünftigen Eisverlusts wird wahrscheinlich zu ökonomischen Herausforderungen für Menschen und Industrien entlang dieser Flüsse führen, sowie zu verschobenen saisonalen Mustern der Treibhausgasemissionen aus den betroffenen Flüssen.“
Das Team betrachtete auch Veränderungen der Flusseisbedeckung in der Vergangenheit und modellierte vorhergesagte Veränderungen für die Zukunft. Die Forscher verglichen die Flusseisbedeckung von 2008-2018 mit den Jahren 1984-1994 und stellte einen monatlichen globalen Rückgang zwischen 0,3 und 4,3 Prozent fest. Der stärkste Rückgang war im Tibetischen Hochplateau, in Osteuropa und in Alaska zu verzeichnen. „Der beobachtete Rückgang des Flusseises wird sich mit der vorhergesagten globalen Erwärmung wahrscheinlich fortsetzen“, erklärt die Studie.
Für die Zukunft verglichen die Forscher die erwartete Flusseisbedeckung von 2009-2029 mit den Jahren 2080-2100. Die Ergebnisse zeigten monatliche Rückgänge in der nördlichen Hemisphäre zwischen 9 und 15 Prozent in den Wintermonaten und zwischen 12 und 68 Prozent während des Frühlings und Herbstes. Die Rocky Mountains, die nordöstlichen Vereinigten Staaten, Osteuropa und das Tibetische Hochplateau werden demnach am stärksten betroffen sein.
„Letztendlich demonstriert diese Studie das Leistungsvermögen der Kombination von großen Mengen Satellitenbilder und Klimamodellen, um besser vorherzusagen, wie sich unser Planet verändern wird“, sagte Tamlin Pavelsky, Professor für globale Hydrologie an der University of North Carolina.
George Allen, Assistenzprofessor für Geografie an der Texas A&M University, arbeitete mit Xiao und Tamlin an der Studie. Das Jet Propulsion Laboratory der NASA finanzierte die Arbeit.
(THK)
Antworten