Eine Staubwolke führte zum Helligkeitsabfall bei Beteigeuze

Aufnahmen des Sterns Beteigeuze zwischen Januar 2019 und März 2020. (Credits: ESO / M. Montargès et al.)
Aufnahmen des Sterns Beteigeuze zwischen Januar 2019 und März 2020. (Credits: ESO / M. Montargès et al.)

Als sich die Helligkeit von Beteigeuze, einem hellen, orangefarbenen Stern im Sternbild Orion, Ende 2019 und Anfang 2020 um mehr als zwei Drittel abschwächte, waren Astronomen verblüfft. Was könnte eine solche plötzliche Abschwächung verursachen?

In einer neuen Studie, die im Journal Nature veröffentlicht wurde, zeigt ein Astronometeam zwei neue Aufnahmen der rätselhaften Abschwächung und gibt eine Erklärung. Die Abschwächung wurde demnach durch einen den Stern einhüllenden Staubvorhang verursacht, welcher aus einem Temperaturabfall auf der stellaren Oberfläche von Beteigeuze resultierte. Die Studie wurde von Miguel Montargès vom Observatoire de Paris geleitet.

Die neuen Bilder wurden im Januar und März 2020 mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte aufgenommen. Kombiniert mit Aufnahmen, die zuvor im Januar und Dezember 2019 gemacht wurden, zeigen die Astronomen deutlich, wie sich die stellare Oberfläche veränderte und mit der Zeit abschwächte, insbesondere in der südlichen Region.

“Ausnahmsweise sahen wir hier das Erscheinungsbild eines Sterns, der sich in Echtzeit im Zeitraum von Wochen veränderte”, sagte Montargès. Den Astronomen zufolge wurde diese plötzliche Abschwächung durch die Bildung von Staub verursacht.

Die Oberfläche von Beteigeuze verändert sich regelmäßig, wenn sich riesige Gasblasen innerhalb des Sterns bewegen, schrumpfen und expandieren. Das Team schlussfolgert, dass der Stern eine Weile vor der großen Abschwächung eine große Gasblase ausstieß, die sich von ihm entfernte, angetrieben von der nach außen gerichteten Pulsation des Sterns. Als sich eine Region der Oberfläche kurz danach abkühlte, reichte der Temperaturabfall aus, damit schwerere Elemente wie etwa Silizium in dem Gas zu festen Staub auskondensierten.

Die neuen Ergebnisse passen zu Andrea Duprees früheren Beobachtungen von Beteigeuze mit dem Weltraumteleskop Hubble. Dupree, eine Astronomin am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) und Co-Autorin der neuen Studie, erkannte Anzeichen für dichte, heiße Materie, die sich in den Monaten vor der großen Abschwächung durch die stellare Atmosphäre bewegte.

“Mit Hubble konnten wir die Materie sehen, als sie die stellare Oberfläche verließ und sich durch die Atmosphäre bewegte, bevor der Staub entstand, welcher die Abschwächung des Sterns verursachte”, sagte Dupree.

Dupree stellte fest, dass sich die Materie mit etwa 320.000 Kilometern pro Stunde von der stellaren Oberfläche in seine äußere Atmosphäre bewegte. Als die Gasblase erst einmal Millionen Kilometer von dem heißen Stern entfernt war, kühlte sie ab und bildete eine Staubwolke, die das Licht des Sterns vorübergehend abschwächte.

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Video-Link: https://youtu.be/SK_A7fegeOw

 

Der Stern erreichte seine normale Helligkeit wieder bis zum April 2020. Dupree, die Beteigeuze seit 1985 untersucht, hofft den Stern weiter erforschen zu können, und ihn dabei zu beobachten, wie er eine weitere Gasblase ausstößt.

“Beteigeuze ist ein einzigartiger Stern. Er ist gigantisch und nicht weit entfernt, und wir beobachten direkt die Materie, wie sie die Oberfläche des Überriesen verlässt”, sagte sie. “Wie und wo die Materie ausgestoßen wird, beeinflusst unsere Erkenntnisse über die Entwicklung aller Sterne.”

Quelle

(THK)

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