Ein internationales Team unter Leitung von Wissenschaftlern der University of Sydney hat ein ungewöhnliches Radiosignal entdeckt, das von einem extrem langsam rotierenden Neutronenstern emittiert wird. Er rotiert einmal alle 76 Sekunden. Der Stern ist einzigartig, weil er im Bereich des “Neutronenstern-Friedhofs” liegt, in dem man keine Pulsationen erwartet. Die Entdeckung wurde vom MeerTRAP-Team mit dem MeerKAT-Radioteleskop in Südafrika gemacht und wurde im Journal Nature Astronomy veröffentlicht.
Der Stern wurde ursprünglich anhand eines einzigen Pulses registriert. Danach war es möglich, mittels gleichzeitiger, aufeinander folgender Bilder mit acht Sekunden Belichtungszeit mehrere Pulse zu registrieren, um seine Position zu bestätigen.
Neutronensterne sind extrem dichte Überreste von Supernova-Explosionen massereicher Sterne. Wissenschaftler kennen etwa 3.000 Exemplare in unserer Galaxie. Allerdings ist die neue Entdeckung anders als alles bislang beobachtete. Das Team vermutet, dass er zur hypothetischen Klasse von Magnetaren mit ultralangen Rotationsperioden gehören könnte. Magnetare sind Sterne mit extrem starken Magnetfeldern.
Die Forschungsleiterin Dr. Manisha Caleb, ehemals an der University of Manchester und jetzt an der University of Sydney tätig, sagte: “Erstaunlicherweise registrieren wir von dieser Quelle nur Radioemissionen in 0,5 Prozent seiner Rotationsperiode. Das bedeutet, wir haben sehr viel Glück, dass der Radiostrahl die Erde traf.”
“Es ist daher wahrscheinlich, dass es viele weitere dieser sehr langsam rotierenden Sterne in der Galaxie gibt, was wichtige Auswirkungen auf die Erkenntnisse hat, wie Neutronensterne entstehen und altern. Der Großteil der Pulsar-Himmelsdurchmusterungsprojekte sucht nicht nach derart langen Perioden, deswegen haben wir keine Ahnung, wie viele solche Sterne existieren könnten”, sagte Caleb.
Der neu entdeckte Neutronenstern trägt die Bezeichnung PSR J0901-4046 und scheint mindestens sieben verschiedene Pulstypen zu besitzen, von denen manche in regelmäßigen Intervallen auftreten. Er zeigt Eigenschaften von Pulsaren, ultralangperiodischen Magnetaren und sogar schnellen Radioblitzen – kurze Blitze von Radioemissionen an zufälligen Positionen am Himmel.
“Dies ist der Anfang einer neuen Neutronensternklasse. Wie sie sich in Bezug auf andere Klassen verhält oder ob sie das überhaupt tut, muss noch erforscht werden. Es gibt wahrscheinlich viele weitere dort draußen. Wir müssen nur hinschauen”, sagte Caleb.
Zu den Mitarbeitern des Forschungsprojekts gehörte auch das 77-köpfige ThunderKAT-Team, das von den Universitäten von Kapstadt und Oxford mitgeleitet wird.
(THK)
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