Schönwetterkatastrophe im goldenen Oktober 2017: Deepsky-Zeit

Die Dreiecksgalaxie M33. (Credit: astropage.eu)

Schönes Wetter, fast Neumond und relativ früh einsetzende Dunkelheit – gute Voraussetzungen für Deepsky-Beobachtungen, die aus Sicht von Hobby-Astronomen und Astrofotografen viel zu selten vorkommen. Diesmal machte der goldene Oktober seinem Namen aber alle Ehre und erlaubte zumindest an drei Abenden ausgedehnte Deepsky-Sessions. Ein Zusammentreffen so vieler guter Voraussetzungen wird scherzhaft oft als Schönwetterkatastrophe bezeichnet, weil man sich bisweilen nur schwer entscheiden kann, welche Objekte man beobachten und/oder fotografieren möchte. An drei von vier Abenden um Neumond herum waren hier visuelle und fotografische Beobachtungen möglich – das ist ein guter Schnitt.

Den Anfang machte Messier 33 (M33), die Dreiecksgalaxie im gleichnamigen Sternbild. Mit einer Ausdehnung von 70 * 40 Winkelminuten ist sie ein relativ großes Objekt, das mit mittleren Brennweiten (hier 650mm) gut erkennbar auf dem Sensor erscheint. Die Gesamtbelichtungszeit betrug etwa 180 Minuten, aufgeteilt in 45 Aufnahmen mit jeweils 240 Sekunden. Die Spiralstruktur der rund 50.000-60.000 Lichtjahre großen Galaxie tritt hervor und in ihren Spiralarmen sind einzelne hellere Knoten sichtbar, wo besonders intensive Sternentstehungsprozesse ablaufen. Die Galaxie ist mit einer Distanz von knapp 2,8 Millionen Lichtjahren nur wenig weiter entfernt als die berühmte Andromeda-Galaxie. Zum Bild auf Flickr.

Der Krebsnebel M1. (Credit: astropage.eu)
Der Krebsnebel M1. (Credit: astropage.eu)

Oben: Das zweite Beobachtungsziel war eine fotografische Premiere. Den Krebsnebel im Sternbild Stier, auch bekannt als Messier 1 oder M1, hatte ich bisher nur visuell beobachtet, aber noch nie fotografiert. Es handelt sich dabei um den expandierenden Überrest einer Supernova, die im Jahr 1054 von mehreren Beobachtern sogar tagsüber wahrgenommen wurde, wie historische Dokumente belegen. Der Krebsnebel ist eines der am besten untersuchten Objekte in der Astronomie und liefert immer noch Daten für wissenschaftliche Abhandlungen in verschiedenen Fachgebieten. Für dieses Bild wurden 42 Aufnahmen mit jeweils 240 Sekunden Belichtungszeit verwendet. Die Brennweite lag wie bei M33 oben ebenfalls bei 650mm, was beim Krebsnebel aber nicht für feine Details in den Filamenten ausreicht. Zum Bild auf Flickr.

Der Orionnebel M42. (Credit: astropage.eu)
Der Orionnebel M42. (Credit: astropage.eu)

Oben: Dieses Objekt werden viele Leser auf Anhieb erkennen – schließlich ist es eines der bekanntesten Deepsky-Objekte überhaupt: Der Orionnebel, katalogisiert als Messier 42 (M42). Er kann bereits mit dem bloßen Auge als kleines, verwaschenes Fleckchen unterhalb der drei Gürtelsterne im Orion beobachtet werden. Er trägt zwar auch den Begriff “Nebel” im Namen, ist aber etwas ganz anderes als beispielsweise der oben erwähnte Krebsnebel. Der Orionnebel ist sozusagen eine gigantische Sternenfabrik, in der laufend neue Sterne gebildet werden. Seine relative Nähe von circa 1.350 Lichtjahren macht ihn zu einem ausgezeichneten Untersuchungsobjekt für Astronomen, die sich mit der Entstehung und Entwicklung von Sternen und Sternentstehungsregionen beschäftigen

Aufgrund seines hohen Dynamikumfangs ist der Orionnebel nicht ganz einfach zu fotografieren. Verwendet man ausschließlich lange Belichtungszeiten, erscheint der Kern schnell ausgebrannt. Nur mit kurzen Belichtungszeiten aufgenommen, sind dagegen seine feinen Außenbereiche kaum sichtbar. Daher ist es sinnvoll, mehrere Belichtungsserien mit unterschiedlichen Einstellungen zu machen und diese dann per Software zu stacken. Das obige Bild ist quasi ein erster Vorgeschmack, da die Orion-Saison gerade erst langsam beginnt. Zum Bild auf Flickr.

Der Doppel-Sternhaufen h&Chi Persei. (Credit: astropage.eu)
Der Doppel-Sternhaufen h&Chi Persei. (Credit: astropage.eu)

Oben: Abschließend gibt es noch ein Bild von einem anderen Objekt, das unter guten Bedingungen schon mit dem bloßen Auge bewundert werden kann: der Doppel-Sternhaufen h & Chi Persei im Sternbild Perseus. Bevor der dichte Nebel aufzog, kamen immerhin noch 26 Aufnahmen mit jeweils 300 Sekunden Belichtungszeit zusammen. Zum Bild auf Flickr.

Unterm Strich war das nach langer Zeit mal wieder eine einigermaßen erfolgreiche fotografisch nutzbare Neumondphase. Die Wetteraussichten für die kommenden Tage sehen – wie üblich – eher bescheiden aus. Man kann nur hoffen, dass sich zum Winter hin einige klare Abende ergeben, um sich diesem schönen Hobby zu widmen.

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*