Mikrogravitationslinseneffekt offenbart einen neuen Exoplaneten

Das in Chile stehende Teleskop des Korea Microlensing Telescope Network (KMTNet). (Credits: Young Beom Jeon)
Das in Chile stehende Teleskop des Korea Microlensing Telescope Network (KMTNet). (Credits: Young Beom Jeon)

Die Bahn eines Lichtstrahls wird durch die Anwesenheit von Masse gekrümmt. Ein massereicher Körper kann daher wie eine Linse (eine sogenannte Gravitationslinse) agieren und das Bild eines Objekts hinter ihm verzerren. Wissenschaftler bestätigten Einsteins Vorhersage quantitativ während der jetzt berühmten totalen Sonnenfinsternis vom 29. Mai 1919, indem sie Sternlicht beobachteten, das durch die Masse der Sonne gekrümmt wurde.

Der Mikrogravitationslinseneffekt bezeichnet ein verwandtes Phänomen: die Helligkeitssteigerung eines Sterns, während ein kosmischer Himmelskörper, welcher als Gravitationslinse agiert, zufällig vor ihm vorbeizieht. Das Licht schwächt sich wieder auf die normale Intensität ab, wenn sich der Himmelskörper aus unserer Sichtlinie entfernt. Bislang wurden mit der Mikrogravitationslinsentechnik etwa hundert Exoplaneten entdeckt, deren Massen im Bereich zwischen ein paar Erdmassen und 50 Jupitermassen liegen.

Das Korea Microlensing Telescope Network (KMTNet) mit drei 1,6-Meter-Teleskopen in Chile, Südafrika und Australien wurde vor über vier Jahren in Betrieb genommen. Sein Ziel ist es, mit dem Mikrogravitationslinseneffekt Exoplaneten aufzuspüren, indem es ausgewählte Himmelsregionen kontinuierlich überwacht. Abhängig von der Häufigkeit der Beobachtungen – von vier pro Stunde bis einer alle fünf Stunden – sollte das KMTNet imstande sein, Planeten zu nachzuweisen und zu charakterisieren, deren Massen im Bereich zwischen einer Erdmasse und einer Jupitermasse liegen.

Die Astronomen In-Gu Shin und Jennifer Yee vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) waren Teil eines KMTNet-Mikrolensing-Teams, das die Mikrogravitationslinsentechnik nutzte, um einen jupitergroßen Exoplaneten (etwa 0,57 Jupitermassen) um einen kleinen Stern des M-Typs (etwa 0,14 Sonnenmassen) in rund 4.000 Lichtjahren Entfernung zu entdecken. Bisher wurden die meisten auf Mikrogravitationslinseneffekte zurückgehenden Exoplaneten-Entdeckungen anhand umfangreicher Nachfolgebeobachten der Mikrogravitationslinsenereignisse gemacht, die zuerst in großen Himmelsdurchmusterungsprogrammen als Veränderung im Licht eines Sterns auffielen.

Die kontinuierliche Überwachung eines Himmelsausschnitts bedeutet, dass sowohl die Entdeckung als auch die Nachfolgebeobachtungen mit denselben Teleskopen durchgeführt werden. Dies ist der 31. Exoplanet, der vom KMTNet entdeckt wurde. Er bestätigt nicht nur die Nützlichkeit mittelgroßer Teleskope und die Timing-Strategie des Teams für Beobachtungen. Die Entdeckung zeigt auch, dass die Statistiken über diese Exoplaneten-Population rasch besser werden und erwartungsgemäß zu genaueren Erkenntnissen über die Entstehung und Entwicklung von Gasriesen führen werden.

Abhandlung: “KMT-2018-BLG-1990Lb: A Nearby Jovian Planet From A Low-cadence Microlensing Field” von Yoon-Hyun Ryu, Kyu-Ha Hwang, Andrew Gould, Michael D. Albrow, Sun-Ju Chung, Cheongho Han, Youn Kil Jung, In-Gu Shin, Yossi Shvartzvald, Jennifer C. Yee, Weicheng Zang, Sang-Mok Cha, Dong-Jin Kim, Hyoun-Woo Kim, Seung-Lee Kim, Chung-Uk Lee1, Dong-Joo Lee, Yongseok Lee, Byeong-Gon Park und Richard W. Pogge, Astronomical Journal 158,151, 2019.

Quelle

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*