Beobachtungsbericht: Ein neues First Light an Halloween

Die Andromeda-Galaxie M31. (Credits: astropage.eu)
Die Andromeda-Galaxie M31. (Credits: astropage.eu)

Gruselige Gestalten ziehen durch die Nacht und fordern Süßigkeiten. Wieder einmal war Halloween. In diesem Jahr waren die Heimsuchungen durch gruselige Geister, Zombies und Monster allerdings überschaubar. Ein bisschen gruselig waren jedoch die Witterungsverhältnisse für Astrofotografie (welch grandiose Überleitung). Wie dem auch sei – der Himmel in der Halloweennacht war relativ klar, aber passend zur Stimmung machte sich etwas Hochnebel breit.

Trotz der suboptimalen Bedingungen reichte es für ein schnelles sogenanntes First Light – so werden die ersten ernsthaften Bilder einer neuen Optik oder eines neuen Instruments bezeichnet. In diesem Fall handelte es sich um eine Samyang-Linse mit 135 Millimetern Festbrennweite, wie sie unter anderem auch im Bereich Astrofotografie häufig verwendet wird.

Es gibt zahlreiche schöne Motive, die mit 135 Millimetern Brennweite gut eingefangen werden können, beispielsweise die majestätische Andromeda-Galaxie, wie sie im Titelbild zu sehen ist (oder hier noch einmal in groß). Das Bild ist nicht beschnitten, so wird die tatsächliche Größe der Andromeda-Galaxie (auch bekannt als M31) am Himmel eindrucksvoll veranschaulicht: Sie entspricht ungefähr dem Sechsfachen des scheinbaren Vollmonddurchmessers. Mit dem bloßen Auge ist bei entsprechend dunklem Himmel jedoch höchstens nur der Kern der Andromeda-Galaxie sichtbar. Ihre Randbezirke sind viel zu schwach und treten erst auf Langzeitbelichtungen hervor, zu denen das menschliche Auge nicht fähig ist.

In diesem Fall war es eine Kombination aus 93 Einzelaufnahmen mit jeweils 60 Sekunden Belichtungszeit und zehn Einzelaufnahmen mit jeweils fünf Sekunden Belichtungszeit bei ISO 1600 und Blende f/3,5, dazu ein paar Dunkelbilder gegen Hotpixel. Der Detailgrad ist natürlich deutlich geringer als bei Aufnahmen mit größeren Optiken, aber dafür sieht man auch die nähere Umgebung unserer rund 2,5 Millionen Lichtjahre entfernten galaktischen Nachbarin. Der helle Stern unten rechts am Bildrand ist μ Andromedae, der oberhalb des bekannteren Sterns Mirach liegt und gern für das “Starhopping” zum Auffinden der Andromeda-Galaxie genutzt wird.

Nach dem zufriedenstellenden Test der Optik an der Andromeda-Galaxie folgte ein weiterer Test an einem anderen Objekt, das viele Leute beim Abendspaziergang zumindest unbewusst schon einmal wahrgenommen haben: die Plejaden. Die Plejaden sind ein sehr auffälliger offener Sternhaufen im Sternbild Stier, die im berühmten Messier-Katalog als M45 aufgeführt werden.

Die Plejaden M45. (Credit: astropage.eu)
Die Plejaden M45. (Credit: astropage.eu)

Das obige Bild basiert auf 69 Einzelaufnahmen mit jeweils 60 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 1600 und Blende f/3,5. Die bläulichen Reflexionsnebel, die das Licht der nahen, hellen Sterne reflektieren, sind bereits als zarte Schleier erkennbar.

Abschließend stand noch eines der bekanntesten Objekte des Winterhimmels auf dem Programm: der Orionnebel oder auch M42, wie er im Messier-Katalog genannt wird. Dabei handelt es sich um einen riesigen Nebelkomplex, in dem ständig neue Sterne entstehen. Mit einer Entfernung von etwa 1.350 Lichtjahren ist der Orionnebel eines der nächstgelegenen Sternentstehungsgebiete und ein ideales Objekt, um die Dynamik der Sternentstehung zu erforschen. Aus dem Grund wird er regelmäßig von zahlreichen Großteleskopen beobachtet. Aber aufgrund seiner Größe und Helligkeit ist er auch für Amateur-Astronomen mit erschwinglichem Equipment ein lohnenswertes und dankbares Ziel.

Der Orionnebel M42. (Credits: astropage.eu)
Der Orionnebel M42. (Credits: astropage.eu)

Das Bild ist eine Einzelaufnahme mit 60 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 1600 und Blende f/3,5. Am oberen Bildrand erkennt man zwei der drei Gürtelsterne des Orion – Alnitak und Alnilam – sowie den Flammennebel. Die kurze Strichspur oben im Bild stammt von einem Satelliten.

Während der Aufnahmesession waren das Objektiv und die Kamera auf einer parallaktischen Montierung befestigt, welche die Erdrotation ausgleicht und somit auf die Sterne nachführt, damit sie nicht zu Strichspuren werden.

Unterm Strich verlief das First Light der Linse durchaus erfolgreich. Weitere Sessions werden folgen, sobald das Wetter es zulässt. Man gibt die Hoffnung auf viele kalte, klare Abende und Nächte im Winter ja nie auf.

(THK)

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