Der auf diesem Bild des Weltraumteleskops Spitzer dargestellte Tarantelnebel war eines der ersten Ziele, die von dem Infrarotobservatorium nach dessen Start im Jahr 2003 beobachtet wurden. Seitdem hat es ihn viele Male fotografiert. Da das Weltraumteleskop am 30. Januar 2020 außer Betrieb gestellt wird, haben Wissenschaftler aus Spitzer-Daten ein neues Bild des Nebels erstellt.
Dieses hochauflösende Bild kombiniert Daten aus mehreren Spitzer-Beobachtungen vom Februar und September 2019.
“Ich denke, wir haben den Tarantelnebel als eines unserer ersten Ziele ausgewählt, weil wir wussten, dass er die Bandbreite von Spitzers Fähigkeiten demonstrieren würde”, sagte Michael Werner vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena (Kalifornien), der seit der Missionsplanung als Projektwissenschaftler für Spitzer tätig ist. “Diese Region enthält zahlreiche interessante Staubstrukturen und viele Sternentstehungsprozesse. Beides sind Gebiete, wo Infrarotobservatorien eine Menge Dinge erkennen können, die man in anderen Wellenlängen nicht sehen kann.”
Infrarotes Licht ist für das menschliche Auge unsichtbar, aber manche Infrarotwellenlängen können Gas- und Staubwolken durchdringen, wohingegen sichtbare Wellenlängen blockiert werden. Wissenschaftler nutzen daher Infrarotbeobachtungen, um neu geborene Sterne und gerade entstehende Protosterne zu sehen, die in die Gas- und Staubwolken eingebettet sind.
Der Tarantelnebel, eine ausgedehnte Sternentstehungsregion, liegt in der Großen Magellanschen Wolke, einer gravitativ an unsere Milchstraßen-Galaxie gebundene Zwerggalaxie. Im Fall der Großen Magellanschen Wolke haben solche Untersuchungen Wissenschaftlern geholfen, etwas über Sternentstehungsraten in Galaxien jenseits unserer Milchstraßen-Galaxie zu erfahren.
Der Nebel enthält auch eine sogenannte Starburst-Region namens R136, wo massereiche Sterne in extremer Nähe zueinander entstehen, mit einer deutlich höheren Rate als im Rest der Galaxie. Innerhalb R136, in einem weniger als einem Lichtjahr großen Gebiet, existieren mehr als 40 massereiche Sterne, von denen jeder mindestens 50 Sonnenmassen aufweist. Zum Vergleich: Im Umkreis von einem Lichtjahr um die Sonne gibt es keine weiteren Sterne. In anderen Galaxien wurden ähnliche Starburst-Regionen gefunden, die Dutzende massereiche Sterne enthalten – mehr als typischerweise im Rest ihrer Heimatgalaxien gefunden werden. Wie diese Starburst-Regionen entstehen, bleibt ein Rätsel.
In den Randbezirken des Tarantelnebels kann man auch eine der am besten untersuchten Supernovae finden. Sie trägt die Bezeichnung 1987A, weil sie die erste Supernova war, die im Jahr 1987 entdeckt wurde. Der explodierende Stern setzte über Monate hinweg die Energie von 100 Millionen Sonnen frei. Die Schockwelle dieses Ereignisses breitet sich weiterhin in den Weltraum aus und trifft auf Materie, die von dem Stern während seines dramatischen Todes abgestoßen wurde.
Wenn die Schockwelle mit Staub kollidiert, heizt sich der Staub auf und beginnt in infraroten Wellenlängen zu leuchten. Im Jahr 2006 zeigten Spitzer-Beobachtungen dieses Licht und stellten fest, dass der Staub größtenteils aus Silikaten besteht. Silikate waren entscheidend für die Bildung von Gesteinsplaneten in unserem Sonnensystem. Im Jahr 2019 nutzten Wissenschaftler Spitzer, um 1987A zu untersuchen und die Helligkeitsveränderungen der expandieren Schockwelle und Trümmer zu verfolgen und so mehr darüber zu erfahren, wie diese Explosionen ihre Umgebungen beeinflussen.
(THK)
Antworten