Forscher entnehmen den bisher tiefsten Sedimentbohrkern aus dem Atlantik

Die Besatzung des WHOI-Forschungsschiffs Neil Armstrong bereitet die Bohrkernausrüstung vor. (Credits: Photo by Paul Walczak, Oregon State University)
Die Besatzung des WHOI-Forschungsschiffs Neil Armstrong bereitet die Bohrkernausrüstung vor. (Credits: Photo by Paul Walczak, Oregon State University)

Ein Team aus Wissenschaftlern, Ingenieuren und der Besatzung des von der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) betriebenen Forschungsschiffs Neil Armstrong entnahm kürzlich eine 11,6 Meter lange, zylindrische Sedimentprobe aus dem tiefsten Bereich des gut acht Kilometer tiefen Puerto-Rico-Grabens. Die Sedimentprobe bricht den Rekord als tiefste Probe, die jemals im Atlantik gesammelt wurde und ist möglicherweise auch der tiefste Bohrkern weltweit.

Das Unternehmen fand zwischen Februar und März 2022 im Rahmen einer Forschungsreise bei Puerto Rico statt. Die für das Bergen der Sedimentkernproben verantwortliche Gruppe wurde von Professor Steven D’Hondt und Dr. Robert Pockalny von der Graduate School of Oceanography der University of Rhode Island geleitet. Zu der Gruppe gehörten außerdem Forscher und Techniker der WHOI, der University of Rhode Island, der University of California in San Diego, der Oregon State University, der University of Washington, der University of Puerto Rico in Mayagüez und der Universität München.

Lange Sedimentkerne werden normalerweise gesammelt, indem eine Röhre mit einem Bleigewicht darauf durch das Wasser in die weichen Sedimente fällt, die sich über lange Zeiträume hinweg auf dem Meeresboden ablagern. Wenn die Röhre wieder aus dem Meeresboden herausgezogen und zurück auf das Schiff gebracht wird, können die darin enthaltenen Sedimente verwendet werden, um die Umweltbedingungen auf der Erde und Klimadaten zu untersuchen, die Zehntausende, Hunderttausende oder sogar Millionen Jahre zurückliegen.

Wissenschaftler sind auch daran interessiert, die genetischen Merkmale zu verstehen, die es mikroskopischen Organismen ermöglichen, in den Meeresbodensedimenten zu überleben. Das Hauptziel dieser Expedition bestand darin, besser zu verstehen, wie sich Mikroben in unterschiedlichen Tiefen unter dem Meeresboden an die sehr unterschiedlichen Umweltbedingungen angepasst haben, die entlang des gesamten Tiefenprofilbereichs des Grabens vorherrschen. In den drei Wochen auf See sammelte das Team Bohrkerne aus Wassertiefen zwischen etwa 50 Metern und der maximalen Tiefe des Grabens, die bei rund 8.385 Metern liegt.

„Wir entnahmen diese Bohrkerne, um zu erfahren, wie Mikroben unter dem Meeresboden auf Druck reagieren“, sagte D’Hondt. „Unser Ziel ist letztendlich ein tieferes Verständnis dessen, wie Organismen in extremen Umgebungen überleben. Der Erfolg unseres Teams bei der Bergung dieses Kerns aus dem tiefsten Bereich des Atlantiks wird uns erlauben, deutliche Fortschritte mit unserem Wissen über diesen kaum bekannten Teil des Lebens auf der Erde zu machen.“

Die Bohrkernsammlungen wurden durch das Long Core System ermöglicht, das ursprünglich 2007 an der WHOI von dem damaligen Experten Jim Broda für das Forschungsschiff Knorr entwickelt wurde. Nach der Außerdienststellung des Schiffes wurde das System an das etwas kleinere Schiff Neil Armstrong angepasst. Nach der Expedition werden die Bohrkerne an die OSU Marine Sediment Sampling Group übergeben, die von der US National Science Foundation finanziert wird und Bohrkernunternehmen mit der US-Forschungsschiffflotte unterstützt. Auf diese Weise stehen sie der gesamten ozeanografischen Gemeinschaft zur Verfügung.

„Diese Leistung war nur dank der phänomenalen Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich, darunter den Leuten, die vor fast 20 Jahren bei der Entwicklung des Long Core System halfen“, sagte Rick Murray, der stellvertretende Direktor der WHOI und Vice President of Science and Engineering. „Die Tatsache, dass der lange Bohrkern in die fähigen Hände unserer Freunde und Kollegen der Oregon State University übergeben wird, bedeutet, dass er von der wissenschaftlichen Gemeinschaft der Meeresforscher viele Jahre genutzt wird, um unser Wissen über unseren Planeten zu erweitern.“

Quelle

(THK)

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