
Das Energieungleichgewicht auf der Erde ist die wichtigste Kennzahl, um das Ausmaß und die Effekte des Klimawandels abzumildern. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die am 4. Juli 2022 in der ersten Ausgabe des neuen Open-Access-Journals Environmental Research: Climate veröffentlicht wurde.
Der renommierte Wissenschaftler und oft zitierte Hauptautor Kevin Trenberth vom National Center of Atmospheric Research (NCAR) hat zusammen mit dem Klimaforscher und Co-Autor Lijing Cheng ein neues vollständiges Inventar aller Quellen für überschüssige Hitze auf der Erde erstellt. Er untersuchte die Energieveränderungen der Atmosphäre, der Ozeane, sowie der Land- und Eismassen von 2010 bis 2019 als Klimasystemkomponenten und verglich dies mit der Strahlung auf der Oberseite der Erdatmosphäre, um das Ungleichgewicht zu finden.
„Das Netto-Energieungleichgewicht wird berechnet, indem man betrachtet, wie viel Wärme von der Sonne absorbiert wird und wie viel wieder zurück in den Weltraum abgestrahlt wird“, erklärte Trenberth. „Es ist noch nicht möglich, das Ungleichgewicht direkt zu messen – die einzige praktische Möglichkeit besteht darin, es durch eine Aufstellung der Energieveränderungen zu schätzen.“
Den Nettoenergiegewinn des Klimasystems von Grund auf zu verstehen, ebenso wie viel zusätzliche Energie vorhanden ist und wie sie in den Erdsystemen verteilt ist, ist entscheidend, um Erkenntnisse über die Klimakrise zu bekommen und sie anzugehen. Bisher lag der Fokus der Klimaforschung auf dem Anstieg der globalen Durchschnittsoberflächentemperatur auf der Erde. Allerdings ist dies nur ein Ergebnis des gesamten Energieungleichgewichts auf der Erde.
Überschüssige Energie beeinflusst die Wettersysteme und steigert direkt die Anzahl oder die Intensität extremer Wetterereignisse wie Starkregen oder Überflutungen, Wirbelstürmen, Dürren, Hitzewellen und Waldbränden. Die Wetterereignisse verteilen die Energie und helfen dem Klimasystem, die überschüssige Energie loszuwerden, indem sie sie in den Weltraum abstrahlen, was sich auch auf den globalen Temperaturanstieg auswirkt. Die Studie offenbarte außerdem, dass 93 Prozent der zusätzlichen Hitze aus dem Ungleichgewicht in den Ozeanen der Erde endet. Das erhöht ihre Gesamttemperatur und resultierte darin, dass 2021 die bislang wärmsten globalen Meere aufgezeichnet wurden.
„Die Modellierung des Energieungleichgewichts der Erde ist anspruchsvoll und die relevanten Beobachtungen und ihre Zusammenführung erfordern Verbesserungen. Zu verstehen, wie alle Energieformen auf dem Globus verteilt sind oder zurück in den Weltraum gestrahlt werden, wird uns ein besseres Verständnis der Zukunft geben“, ergänzte Cheng.
(THK)
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